Friedrich List's influence in the Netherlands (in German)

Written with Prof.Dr. Jürgen G. Backhaus, Maastricht, Netherlands.

arno@daastol.com

First printed as:
Working paper. WP/96/012. (1996)
University of Limburg, Faculty of Economics and Business Administration, Maastricht, Netherlands. (25 p.)
Later printed in:
Eugen Wendler (ed.) (1996). "Die Vereinigung des Kontinentes" – Friedrich List- Die gesamt-europäische Wirkungsgeschichte seines ökonomischen Denkens, Scäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart 1997.

This is an anthology celebrating the 150 year commemoration of Germany’s foremost economist historically, Friedrich List, with a foreword by the prime-minister of Baden-Würtemberg, Germany. (25 p.). With highly elaborate index and bibliography of old Dutch literature posted on a University of Limburg Internet address - some110 p. of bibliography)

This book search, on the issue in 19th Century Dutch literature, can also be found here

 


 

 

Jürgen Backhaus / Arno Mong Daastoel

Friedrich Lists Einfluß in den Niederlanden

Vorwort 371

1      Einleitung 372

2      Hauptsächliche Ideen Friedrich Lists  373

3      Die List-Rezeption in den Niederlanden 376

4      König Wilhelm I. (von Oranien) (1815-1840)
und seine Wirtschaftspolitik 383

5      Die Anwendung von Listschen Gedanken in Süd-Afrika 384

6      Schlußbemerkung 385

Literaturverzeichnis 386


 

Friedrich Lists Einfluß in den Niederlanden                                       371

Vorwort

Während seines Aufenthaltes in Wien im Mai 1820 machte List als Konsulent des Handels- und Gewerbsvereins dem niederländischen Gesandten, Baron Anton Rein­hard Falck (1777-1843) seine Aufwartung. Er überreichte ihm eine Denkschrift, in der er auf die wirtschaftliche Notlage einer großen Anzahl deutscher Kaufleute und Fabrikanten aufmerksam machte und rasches Handeln forderte.1 Aus dieser Quelle hat List bald darauf erfahren, daß König Wilhelm I. von Oranien »diese Beschwerde« für Holland nutzte und eine Kommission »zur Regulierung des neuen Zolltarifs« ein­setzte, die innerhalb von 3 Monaten ihre Vorschläge unterbreiten sollte.2

In seinen Schriften befaßte sich List mehrfach mit der wirtschaftlichen und politi­schen Entwicklung Hollands und erörterte auch die Frage, ob das Land dem Zollver­ein beitreten könne. Prinzipiell bejahte er den Anschluß, weil dies für Holland und Deutschland von beiderseitigem Nutzen wäre. Andererseits räumte er ein, daß die wirtschaftliche Abhängigkeit von England die niederländische Regierung zur politi­schen Rücksichtnahme zwinge. Deswegen betrachtete er den Anschluß Hollands als »eine Frage der Zukunft, deren Lösung zur Zeit noch unübersteigliche staatsrechtli­che Hindernisse entgegenstehen, die aber in folge großer Ereignisse leicht verschwin­den können.«3

Die Spurensuche in den Niederlanden kann noch ein wenig ergänzt werden. 1918 wurde an der juristischen Fakultät der Vrije Universiteit te Amsterdam eine Disserta­tion von Adriaan Dingensis Cornelis van de Velde zum Thema: »Friedrich List en zijn Strijd vor het Nationale« angenommen.* Die immerhin 100 Druckseiten umfassende Arbeit wurde von dem holländischen Historiker Prof. P.A. Diepenhorst betreut. Wenn man das Erscheinungsjahr und die zeitgeschichtlichen Umstände in Betracht zieht, ist es verständlich, daß in dieser Arbeit eine einseitige und unkritische Interpretation von Lists Ideen vorgenommen wird; es erscheint müßig darauf näher einzugehen.

Außerdem soll nicht unerwähnt bleiben, daß der Mitverfasser dieses Beitrages, Jürgen Backhaus, anläßlich des 200. Geburtstages von List über »Die politische Öko­nomie der Schutzzolltheorie« referierte und dabei Lists Entwicklungsstrategie in den Mittelpunkt stellte.5

Prof. Dr. Jürgen Backhaus von der Rijksuniversiteit Limburg/Maastricht und sei­nem norwegischen Doktoranden Arno Mong Daastoel danke ich recht herzlich für ihre Mitarbeit, insbesonders für die mühsame Literaturrecherche.

Eugen Wendler

1       List, F.: Schreiben an A.R. Falck vom 11.5.1820, W. VI 183, 880.

2       dergl.: Entwurf eines Planes zur Errichtung einer Handelskompanie für Exportation deutscher
Fabrikate, W. 1/1,660.

3       dergl.: Unsere Fortschritte, W. VII, 96.

4       Velde, A.D.C. van de: Friedrich List en zijn Strijd vor het Nationale, Rotterdam 1918.

5       Backhaus, J.G.: Die politische Ökonomie der Schutzzolltheorie, in: Schriften des Vereins  für
Socialpolitik, Bd. 115/X, Berlin 1990, 103-113.


 

l Einleitung

Als wir Herrn Wendlers Bitte entsprachen, dem Einfluß und Wirken Friedrich Lists in den Niederlanden nachzugehen, dachten wir es mit einer einfachen Aufgabe zu tun zu haben. Ein sich schnell industrialisierendes, dem Außenhandel gegenüber of­fenes und insgesamt eher von einer kosmopolitischen Couleur geprägtes Land wie die Niederlande müßte doch in reichem Maße viele der Anregungen aufgenommen ha­ben, die Friedrich List aus dem Füllhorn seines Ideenreichtums über Europa freigie-big ausgestreut hatte. Bald zeigte sich, daß wir die Lage gänzlich falsch eingeschätzt hatten. Dazu bedarf es einiger Erklärungen vorab.

Die Niederlande umfassen ein Sprachgebiet von rund 14 Millionen Niederländern im Königreich der Niederlande und noch einmal rund 6 Millionen Niederländern (Flamen) im belgischen Königreich, die zusammen ein Sprachgebiet bilden, das auch im Hinblick auf das Verlagswesen einander zugeordnet bleibt. Hinzukommen wesent­liche niederländische Sprachinseln in Übersee, wovon uns hier nur die südafrikani­schen (Afrikaans) niederländisch sprechenden und publizierenden Wissenschaftler und Publizisten interessieren müssen. Die in diesem Bereich vorhandene Literatur haben wir daraufhin untersucht, inwiefern und in welcher Form die Ideen Friedrich Lists aufgenommen worden sind. Während insofern eine sprachlich-geographische Abgrenzung noch einigermaßen gelingen mag, führt die zeitliche Abgrenzung schon zu erheblichen Schwierigkeiten. Unsere Suche nach einem nachhaltigen Einfluß der Ideen Friedrich Lists führte nämlich, wenn wir nicht einfach allgemeine Zusammen­hänge unterstellen, sondern spezielle Einflüsse dokumentieren und nachweisen wol­len, die im Netzwerk der Ideen sich dann auch haben durchsetzen können, zu einer erdrückenden Fülle an Fehlanzeigen. Dieses Ergebnis hat uns natürlich beunruhigt, und wir haben deshalb die Suchmethode verfeinert und zu einem Suchprotokoll aus­gearbeitet. Ein Beispiel findet der Leser nahebei. Aus diesen weitgehend unergiebi­gen Suchprozessen kann man nicht schließen, daß die Ideen Friedrich Lists im nie­derländischen Sprachbereich unbekannt geblieben wären. In jeder miteinander kommunizierenden Gesellschaft ist ja vieles latent bekannt, ohne daß es themati­siert wird. Das bedeutet, daß das als »bekannt« unterstellte in den verschiedenen Köpfen durchaus sehr unterschiedliche Gestalt annehmen kann. Im Falle einer weit­gehenden Nicht-Rezeption stellt sich insofern die schwierigere Frage, wie man mit den Unterstellungen (im Hinblick hier auf Friedrich List) umzugehen hat: die wohl mitschwingen, aber keineswegs immer deutlich gemacht werden.

Die besondere Geschichte der begrenzten Rezeption Friedrich Lists in den Nieder­landen erfordert insofern auch einen eigenen Ansatz. Dieser Ansatz besteht darin, den Rezeptionshintergrund sorgfältig zu schildern, vor dem dann das Ergebnis zu sehen ist. Tatsächlich ist das Ergebnis gar nicht so überraschend, wenn man sich einerseits die tatsächlich wirkenden Interessen vor Augen hält, die den Absichten Friedrich Lists nicht besonders gut entsprachen; und man andererseits ebenfalls be­denkt, wie dünn die Decke der akademischen politischen Ökonomie in den Nieder-


 

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landen in jener Zeit war, als Friedrich Lists Ideen überall in Europa und auch in den Vereinigten Staaten, schließlich auch in Süd-Amerika Fuß faßten. So gerät uns unser Bericht zu einem, natürlich aus einer bestimmten Sicht geschriebenen Abriß der

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intellektuellen Geschichte des wirtschaftlichen Denkens in den Niederlanden, und List kommt nicht auf jeder Seite vor, obwohl wir ihn ständig im Auge behalten.

Der Aufsatz hat die folgende Gliederung. Zunächst werden im ersten Absatz die hauptsächlichen Ideen Friedrich Lists gekennzeichnet. Diese Kennzeichnung ist nö­tig, da sich seine Ideen und die Wiedergabe seiner Ideen in der Literatur durchaus unterscheiden. Die Rezeption Friedrich Lists in den Niederlanden könnte sich einer­seits auf seine tatsächlich durch ihn geäußerten Vorstellungen beziehen und anderer­seits auf das, was in der Literatur normalerweise mit ihm verbunden wird. Der zweite und längste Teil bezieht sich auf die Rezeption bzw. Nicht-Rezeption Friedrich Lists in den Niederlanden. Der dritte Teil geht der separaten Rezeptionsgeschichte Fried-richt Lists in Süd-Afrika nach, und zwar vor allem im Hinblick auf die dort bestehen­de afrikaans-niederländische Literatur. Eine zusammenfassende Würdigung bildet den Abschluß.

2 Hauptsächliche Ideen Friedrich Lists

Friedrich Lists »Nationales System der politischen Ökonomie« entwickelt in Ausein­andersetzung mit den klassischen Autoren vor allem der englischen Schule, insbeson­dere Smith und Ricardo, eine Sicht der politischen Ökonomie, die die wirtschaftliche Entwicklung in einen allgemeineren politischen und kulturellen Rahmen stellt, ohne den die speziellen wirtschaftlichen Vorschläge Lists nicht verständlich werden. Inso­fern in der kameralistischen Tradition stehend geht List - im krassen Gegensatz zu Smith und Ricardo - davon aus, daß der Staat den wirtschaftlichen Entwicklungspro­zeß gestaltet. Sein System ist ein »nationales« insofern, als zunächst das politische System definiert werden muß, in dem sich wirtschaftliche Prozesse abspielen können und das sich als Wirtschaftsgebiet wirtschaftlich entwickeln soll. Die Entwicklung geschieht durch Stärkung der »produktiven Kräfte«, die auch weitgehend immateriel­ler Natur sein können und insofern nicht alleine aus den wirtschaftsgeographischen Gegebenheiten abzuleiten sind. Die Hauptkraft ist selbstverständlich die Arbeit, und sie wird' gestärkt durch Fähigkeiten, Kenntnisse, und die Erleichterung des Wirt­schaftsverkehrs. Im modernen Sinne könnte man formulieren: Es geht List einerseits um die Voraussetzung zur Rildung von Humankapital (Becker), andererseits um die Erleichterung von wirtschaftlichen Transaktionsprozessen (Coase); in diesem Sinne ist List also ein Vorläufer der Chicago Schule, und der Gegensatz zwischen List einer­seits und der englisch-französischen Klassik andererseits ist dem Gegensatz zwischen


 

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Chicago und Cambridge ähnlich, der heute die wirtschaftswissenschaftliche Land­schaft kennzeichnet.

Zwei Mafinahmenbündel stehen bei List und in seiner Rezeption im Vordergrund: Es sind dies die Eisenbahnpolitik und die Schutzzollpolitik. Die Eisenbahnpolitik ist nur ein ganz besonders augenfälliges Beispiel der Bedeutung, die die Transaktionsko­sten im System Lists spielen. Da er sich auch praktisch ausführlich mit Fragen der Eisenbahnpolitik beschäftigt hat, stehen die Eisenbahnen naturgemäß auch im Zen­trum des Interesses an List, ohne daß der theoretische Hintergrund stets deutlich wäre. Allgemein ging es List um die Verbesserung der Kommunikations- und Ver­kehrswege, denn es sind ja die Transaktionskosten, die Ausmaß und Intensität der marktlichen Arbeitsteilung bestimmen. Die Verkehrswege selbst müssen, worauf List besonders hinweist, im Einklang nicht nur mit den natürlichen Gegebenheiten, son­dern auch mit den Kontouren des Wirtschaftsgebietes übereinstimmen, dessen wirt­schaftliche Kräfte sie zur Erfaltung bringen sollen. Insofern steht die Idee der wirt­schaftlichen Integration verschiedener politischer Gebilde bei List im Vordergrund, die ihn zum Vorläufer auch der europäischen Wirtschaftsintegration gemacht hat. Bei List erzwingt die wirtschaftliche Integration in einem einheitlichen Wirtschafts­gebiet (Zollverein) keineswegs auch die politische Integration, wenngleich er sie na­türlich nicht ausschließt. Politisch wird oft die Bildung eines Zollvereins als Vorstufe einer politischen Union gesehen und verwendet, und in diesem Sinne hat Bismarck Lists Ideen dann auch aufgegriffen. Diese Verbindung spielt bei der Rezeption der Listschen Vorstellungen in den Niederlanden eine besondere Rolle.

Mit dem Zollverein ist bereits das zweite Hauptprojekt Lists angesprochen, mit dem sein Name unverbrüchlich verbunden ist: die Schutzzollpolitik. Ohne den syste­matischen Kontext zu beachten, in dem List seine Gedanken zur Zollpolitik entwik-kelte, wird in der Literatur der Sachverhalt etwa wie folgt dargestellt: List habe zum Schutz heimischer Industrien vorgeschlagen, Zollschranken zu errichten, um hinter deren Schutz diese heimischen Industrien zu entwickeln. Damit habe sich List in einen Gegensatz zur klassischen liberalen Wirtschaftspolitik gesetzt, und seine Schutz­zollpolitik sei in dreifacher Hinsicht verfehlt: Erstens verzerre der Zoll die relativen Preise und führe insofern zu einer Fehlallokation der Ressourcen. Zweitens sei, wenn eine Stützung bestimmter Industrien beabsichtigt sei, die Subventionierung dieser Industrien vorzuziehen. Drittens habe die Schutzzollpolitik den Nachteil, daß sie sich politisch verfestige und schwer rückgängig gemacht werden könne. So wird List als ein aus nationalen Beweggründen heraus denkender und handelnder Protektionist gesehen, der ein sowohl wirtschaftlich als auch politisch untaugliches Instrument, den Schutzzoll, in die wirtschaftspolitische Diskussion eingeführt habe.

Tatsächlich ist der Sachverhalt genau umgekehrt, und die drei Standardargumen­te sprechen alle für List, nicht gegen ihn. Wie gesagt, geht es List um die Schaffung großer einheitlicher Wirtschaftsgebiete und insofern um die Senkung, wenn nicht gar Abschaffung aller Handelsschranken, insbesondere natürlich auch der Zollschran­ken. Nun war aber List, der die erste Professur für praktische Staatswirtschaft in


 

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Deutschland (an der Tübinger Fakultät) innehatte, Verwaltungspraktiker und insbe­sondere Finanzfachman. Insofern konnte ihm der Umstand nicht entgehen, daß der Zoll vor allen Dingen eine finanzielle Funktion hat, insofern also die Abschaffung der Zollschranken auf ganz praktische staatswirtschaftliche Probleme stößt. Es ist unrealistisch, den Verzicht auf eine wichtige Einnahmenquelle vorzuschlagen, wenn dem Staat nicht gleichzeitig eine andere Einnahmenquelle erschlossen werden kann. In diesem Kontext gewinnt der Listsche Vorschlag seine Bedeutung. List erkannte, daß der Zoll neben seiner klassischen Funktion als Finanzzoll, das heißt als Mittel der staatlichen Einnahmenerzielung, in indirekter Form zweitens in seiner Funktion als Schutzzoll die Steuerbasis eines Landes stärken könne. Sein Vorschlag des Schutzzol­les ist im Zusammenhang seiner geplanten Finanzreform zu sehen, deren Ausgangs­punkt darin besteht, von den klassischen Formen der Einnahmenerzielung (Zölle und Regalien), zu modernen Formen überzugehen, insbesondere der Erhebung von Ver­brauchssteuern und in begrenztem Umfang Einkommenssteuern. Um diesen Übergang zu erleichtern, schlug List vor, bei schrittweiser Senkung der Finanzzölle gleichzeitig bestimmte Industrien auf begrenzte Zeit durch Schutzzölle in ihrer Entwicklung zu begünstigen. Jedes Land solle die Industrien bestimmen, in denen es einen relativen Vorteil erzielen könne (Ricardo!), und diese gezielt durch Erhebung von Schutzzöllen begünstigen. Der Vorschlag hat eine interessante politisch ökonomische Eigendynamik, auf die hinzuweisen ist. Wenn nämlich die begünstigte Industrie sich im gewünschten Maße entwickelt und einen Wettbewerbsvorteil vor der ausländischen Konkurrenz erzielt, dann versiegt der Schutzzoll als Finanzquelle, und es besteht an seiner Beibe­haltung kein staatliches Interesse mehr. Wenn sich dagegen die begünstigte Industrie nicht entsprechend den Erwartungen entwickelt, dann führt der Schutzzoll zu einer Verteuerung der heimischen Produktion und einer Benachteiligung der heimischen Abnehmerindustrien. Auch ist der Schutzzoll, da er ja stets über dem optimalen Finanzzoll liegt, aus fiskalischem Interesse betrachtet, viel zu hoch, und das Finanz­ministerium muß auf seine Abschaffung drängen. So bildet sich also eine Koalition aus Industrieinteressen und dem staatlichen Finanzinteresse, die zur Abschaffung des ineffektiven Schutzzolls führen muß. In beiden denkbaren Fällen ist also die zeitliche Begrenzung des Schutzzolles politisch ökonomisch gesichert.

Wenn wir noch einmal die drei Standardargumente betrachten, aus denen ein Ge­gensatz zwischen Lists Vorschlag und der klassischen liberalen Wirtschaftstheorie her­geleitet wird, so ergibt sich das folgende:

1.  Im dynamischer Hinsicht führt der Schutzzoll zu einer Verbesserung der Ressour-
cenallokation, wenn er das gewünschte Ziel der Entwicklung einer bestimmten
Industrie erreicht.

2.         Aus staatspraktischer Sicht ist der Schutzzoll einer Subvention vorzuziehen, da er
keine Ausgaben verursacht, vielmehr (wenngleich in stets geringerem Umfang)
zur Einnahmenerziehung beiträgt. Tatsächlich hätten in der Zeit, in der List sei­
ne Ideen entwickelte, die Staatsfinanzen eine Subvention der zu stützenden Indu-


 

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strien kaum zugelassen. Der Zoll ist aber gleichzeitig als Instrument zur Verbrei­terung der Steuerbasis zu sehen, denn mit der sich entwickelnden Industrie ent­steht ja eine Quelle der Besteuerung von Verbrauch und Einkommen. 3. Die relative Kurzlebigkeit des Schutzzolles ist politisch ökonomisch abgesichert, da in beiden denkbaren Fällen das staatliche Finanzinteresse die Abschaffung der Schutzzölle gebietet.

Wir können also zusammenfassend sagen, daß List vor allem eine Ergänzung der klassischen liberalen Wirtschaftstheorie bietet. Die Ergänzung besteht darin, daß er sowohl die wirtschaftliche Entwicklung als auch die Staatsverwaltungspraxis in seine Überlegungen miteinbezieht. Die Rezeption der Listschen Ideen erfordert insofern auch eine derart integrative Perspektive, die die wirtschaftlichen und politischen Di­mensionen gleichzeitig berücksichtigt und den Nachdruck auf die industrielle Ent­wicklung des Landes legt.

3 Die List-Rezeption in den Niederlanden

Im Hinblick auf die Rezeptionsgeschichte des Listschen Gedankengutes ist vorab dar­auf hinzuweisen, daß wir zwischen einerseits der belgischen und andererseits der niederländischen Geistesgeschichte im relevanten Zeitraum sorgfältig unterscheiden müssen, und daß andererseits die wirtschaftswissenschaftliche Publikationstätigkeit in den Niederlanden im 19. Jahrhundert sich vor allem auf wirtschaftspolitische Fra­gen richtete oder von diesen inspiriert wurde, wenn theoretische Beiträge vorgelegt wurden. Insofern ist die Rezeptionsgeschichte auch stets unter aktuellen wirtschafts­politischen Vorzeichen zu sehen. Kossman'1 weist daraufhin, daß die Niederlande im 19. Jahrhundert ganz und gar unter dem Einfluß deutschsprachigen Gedankenguts standen, während andererseits Belgien, Flandern eingeschlossen, beinahe ausschließ­lich unter dem kulturellen Einfluß des Pariser Geisteslebens stand.7 Kossman weist ferner darauf hin, daß im Hinblick auf eine wirtschaftliche Integration vor allem verteidigungspolitische Erwägungen das Thema gar nicht erst entstehen ließen, der Einzug des Listschen Gedankengutes im Hinblick auf eine wirtschaftspolitische Inte­gration also sowohl in den Niederlanden als auch in Belgien aus zum Teil unter­schiedlichen Gründen sicherheitspolitisch blockiert war. Nichtsdestoweniger setzte aber Thorbecke 1862 ein Gesetz durch, daß allgemein als Freihandelgesetz beschrie-

6       Kossmann, E.H.: The Low Countries: 1780-1940, Oxford 1978.

7       dergl.: 1978, 218.


 

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ben wird, da es im Grundsatz alle Zölle, sowohl Ausfuhr- als auch Einfuhrzölle ab­schaffte. Tatsächlich schafte es alle Ausfuhrzölle ab, ließ aber Einfuhrzölle auf Indu­strieerzeugnisse zu. Damit war dem Listschen Anliegen insoweit vollumfänglich Rech­nung getragen worden.

Wie im Anhang dargestellt, haben wir die Rezeptionsgeschichte der Ideen Fried­rich Lists an Hand einer computerunterstützten Suchprozedur0 soweit wie möglich erschöpfend erhoben. Natürlich gibt es Einwände gegen diese Methode. Das Werk eines Autors, insbesondere eines Autors vom politischen Format Friedrich Lists, des­sen Ideen Gemeingut geworden sind, wird nicht notwendigerweise zitiert. Es gibt aber zu denken, wenn der jüngst verstorbene Wirtschaftshistoriker Harold C. Wright nicht ein einziges Mal auf List direkt eingeht, allerdings erwähnt, daß das Systems Wil­helms I. (von Oranien) von einigen als eine Art Antizipation der Listschen Gedanken gesehen worden ist, während es andere als verstaubten Mercantilismus betrachteten.9

Wenn Harold Wright davon spricht, einige Autoren hätten das Systems Wilhelms I. (von Oranien) als Antizipation des Listschen Gedankenguts gesehen, dann fragt man sich (eventuell vergebens), in wieweit es sich hier um eine Antizipation habe handeln können, wenn doch der Autor etwa seit 1820 in aktiver Form dieses Gedankengut bei jeder sich bietenden Gelegenheit verbreitet hat.

Im Hinblick auf die Quellen, die uns dann übrig bleiben, können wir eigentlich nur auf zwei Buchpublikationen jüngsten Datums zurückgreifen, und zwar die Dis­sertation von Irene Hasenberg-Bötter und den Sammelband, den Professor Heertje (Universität Amsterdam) zusammen mit Herrn Dr. van Daal (Erasmus Universität Rotterdam) herausgegeben hat. Hier handelt es sich insbesondere um die Beiträge von Heertje selbst, und desweiteren Dr. Dullart, Herrn Elzas, Dr. Joling und Profes­sor Zuidema. Wir weisen ausdrücklich noch einmal darauf hin, daß diese Form der Darstellung dem tatsächlichen Wirken Lists insoweit nicht gerecht wird, als allein sein Einfluß dargestellt wird so, wie er sich dem Ideengeschichtler an Hand der veröffentlichten Quellen erschließt. Der Hinweis auf Wilhelm I. (von Oranien) macht schon deutlich, daß andere Kommunikationswege als solche in wissenschaft­lichen Publikationen in der hier interessierenden Zeit eine weit größere Bedeutung gehabt haben.

Noch ein anderer Aspekt ist eigenartig in der einzigen Bemerkung Harold Wrights über List in seinem allgemein als Standardwerk angesehenen Buch. Lists Gedanken ruhen eindeutig auf den Grundlagen des Cameralismus, während Wright von Mer­cantilismus spricht. Nun scheint es uns andererseits auch so, daß die Pläne Wilhelms I. (von Oranien) ebenfalls cameralistisch konzipiert waren und keinesfalls mercantili-stisch. Ein Wort der Erklärung dieses Unterschiedes ist hier vielleicht vonnöten.

8      Das Protokoll der Literalursuche ist über das Website der Reichsuniversität Limburg /usammen
mit diesem Papier erhältlich.

9      Wright, H.C.: Free Trade and Protectionism in the Netherlands: 1816-1830. A Study of the First
Benelux, Cambridge, 1958.


 

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Der Cameralismus

Beide, der Cameralismus und der Mercantilismus gehen vom Staat als zentralem wirt­schaftlichen Handlungsträger aus. Die Bedingungen des staatlichen Handelns aller­dings sind in den beiden Konzeptionen unterschiedlich und gehen so in die meist nicht explizierten Annahmen ein. Der Mercantilismus geht davon aus, daß ein ge­schlossenes Wirtschaftsgebiet mit einheitlicher Gesetzgebung und einheitlicher Spra­che so gestaltet werden kann, daß Ein- und Ausfuhren ohne weiteres besteuert wer­den können, daß die Bevölkerung in der Wahl ihres Wohnortes nicht frei ist und deshalb ebenfalls besteuert werden kann bis zum Punkt der gänzlicher Abschöpfung der Rente ihres Wohnorts (wenn diese Rente unter Null sinkt, wird der Bürger aus­wandern wollen), daß die Gewerbe reguliert werden können, daß die Ein- und Aus­fuhr von Rohstoffen und Industrieprodukten ebenfalls reguliert werden kann, daß die Münze im Lande akzeptiert wird ohne Ansehen ihres Wertes, und daß die Recht­sprechung der eingesetzten Richter ebenfalls akzeptiert wird.

Für den wirtschaftspolitischen Berater war es deshalb wichtig, im Hinblick auf die Erfüllung der Programme auf die Erfüllung dieser Annahmen hinzuwirken, vor al­lem die Errichtung eines einheitlichen Wirtschaftsgebietes.

Für die Staaten in Mitteleuropa, vor allem jene in Deutschland, waren nun gänz­lich andere Annahmen sinnvoller. Zur Illustration fügen wir hier eine Karte des Kur­fürstentums Pfalz bei, so wie es sich kurz vor der französischen Revolution befand. Von einem einheitlichen Gebiet ist nicht die Rede. Das Kurfürstentum ist zerstückelt und nur über durch andere Mächte kontrollierte, geographisch vorgegebene Kommu­nikationslinien zu beherrschen. Dezentralization ist nicht ein Ziel, es ist eine Restrik­tion.10 Auf dieser Weise war es selbst dem wohlwollendsten Herrscher schwer möglich, zentral gesteuert seinen Bürgern öffentliche Güter und Dienstleistungen zur Verfü­gung zu stellen. Das Listsche Program besteht ja in der Vorstellung, daß die Zurverfü­gungstellung einer Infrastruktur über die Schöpfung einer Steuerbasis dem Lande als Staat Einkommen verschafft. So lassen sich die Steuern in der Pfalz in der vor­revolutionären Periode eigentlich nur als Abschöpfungen betrachten, von Schöpfun­gen etwa in der Infrastruktur kann kaum die Rede sein.

Der Cameralismus als Doctrine wurde gegen Ende des dreißigjährigen Krieges von Wirtschaftspraktikern und Universitätslehrern gemeinsam entwickelt. Die Doctrine hat, ähnlich wie der Titel des der Ökonomie zu Grunde liegenden Werkes von Adam Smith andeutet, die Fragestellung als Leitmotiv: Wie kann ein entvölkertes Herr­schaftsgebiet, das auch zerstreut ist, wiederum zur Blüte gebracht werden? Die Ant-

10 Ebenso teilt uns Kossman mit, daß die Niederlande, die heute in Europa das zentralistischte Land sind, bei Beibehaltung ihrer Verfassung in der von ihm betrachteten Periode wohl ein eher dezen-tralistisches Land gewesen sein mußten, denn die Verkehrsverhältnisse erlaubten es z.B. gar nicht, daß das Parlament in Den Haag im Winter tagen konnte. (Kossman, 1978, 264)


 

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380                                         Jürgen Backhaus / Arno Mong Daastoel

wort der Cameralisten bestand darin, den Herrscher darauf hinzuweisen, daß die Blüte seines Herrscherhauses vom Wohlstand seiner Untertanen abhängt. Infolgedes­sen wurde der Herrscher dazu angehalten, darauf zu achten, alle möglichen Maßnah­men zu treffen, die dem Gewerbefleiß und dem land- und forstwirtschaftlichen Nut­zen dienen könnten. Wir finden kaum ein besseres Beispiel als das Land Preußen, um den Erfolg dieses Programmes zu illustrieren. Das Land Preußen, ursprünglich eine Markgrafschaft ohne natürliche Ressourcen, entwickelte sich (unter Beibehal­tung einer im wesentlichen cameralistischen Doctrine) zur führenden Macht in Euro­pa, indem es alle diese Schwächen des mercantilisti sehen Systems systematisch im Hinblick auf die Doctrine des Cameralismus ausspielte. Zunächst war Preußen be­müht, ein einheitliches Herrschaftsgebiet zu schaffen, wenn nicht anders möglich, auch durch Tausch. Zweitens war Preußen führend in der Abschaffung interner Zöl­le, weit vor Frankreich. Drittens war Preußen bemüht, Auswanderung durch Attrakti­vität zu verhindern und Einwanderung explizit zu fördern. Spezielle Edikte wie das Edikt von Potsdam waren auf bestimmte in ihrem Lande bedrängte Minderheiten gemünzt, die ausdrücklich eingeladen wurden, nach Preußen zu kommen und dort im Wege der Einzelbehandlung Privilegien und Möglichkeiten der Ausübung des Be­rufes erhielten, die in Ansehung des möglichen, ihrem früheren Stande und den Mög­lichkeiten und Notwendigkeiten des preußischen Gastlandes entsprachen. Es handelt sich hier um Einwanderungen aus Frankreich, Österreich (Salzburg), den Niederlan­den und einer großen jüdischen Gemeinschaft.

Ebenfalls verbunden mit der Idee das Mercantilismus ist die Vorstellung, daß das Land einen großen Vorrat an Gold anhäufen müsse. Diese Vorstellung ist nicht ganz richtig im Hinblick auf die Quellen der mercantilistischen Autoren, aber sie be­herrscht die Darstellung der Theorie. Im Gegensatz dazu hat der Cameralismus stets betont, daß die Währung stabil zu halten sei, um durch Export einer stabil gehalte­nen heimischen Währung, die natürlich in Gold und Silber gemünzt war, einen mög­lichst großen Fluß von natürlichen Ressourcen ins Land zu bringen. Dies ist nun wirklich das genaue Gegenteil der dargestellten mercantilistischen Doctrine, so wie sie tatsächlich in Spanien durchgeführt wurde. Während also der Fürst entsprechend der verballhornten mercantilistischen Tradition das Gold im Lande behalten mußte, und seine natürlichen Ressourcen preisgab, war der von cameralistischen Beratern11 umringte mitteleuropäische Fürst bemüht, gegebenenfalls unter Hingabe von Edel­metallen, die gemünzt waren, natürliche Ressourcen und gewiß auch Humankapital anzuziehen, welches sich bei sinnvoller Anwendung wiederum über den Weg der Be­steuerung in Staatseinkommen verwandeln würde.

In dieser Art und Weise denkt List, und in dieser Art und Weise denkt auch König Wilhelm I. (von Oranien). Beide waren modern nicht in dem Grundansatz ihrer Ge­danken, sondern in der Art der Mittel, die sie suchten, und es waren diese Mittel, die

11   Die Cameralisten haben ihren Namen aufgrund ihres Status eines Ceheimrates, d. h. sie hatten den /ugang zur Kammer, also dem Arbeitszimmer des Fürsten.


 

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Friedrich List in vielfachen Publikationen, Vorträgen und Audienzen propagierte (auch am preußischen Hofe, wo Wilhelm I. (von Oranien) lange Zeit zu Gast war. Erstaunlicherweise erwähnen weder Zuidema noch Hasenberg-Butter den Wandel im wirtschaftspolitischen Denken in den Niederlanden, der eingetreten sein muß, wenn doch einerseits Wilhelm I. (von Oranien) eindeutig eine von Listschen Gedanken ge­prägte Wirtschaftspolitik verfolgte, andererseits von List bei der Besprechung der wirt­schaftswissenschaftlichen Literatur des 19. Jahrhunderts überhaupt nicht der Rede ist. Es stellten sich drei Fragen:

L Wurde eine weitere Besprechung seines Gedankengutes abgebrochen? 2. Wenn dies der Fall war, warum? Und ist es tatsächlich richtig, daß 3. ein solcher Umschwung auch in der Praxis stattfand? Die Zollgesetzgebung unter Thorbecke spricht eindeu­tig dagegen.

In Opposition zu Wilhelm I. (von Oranien) befand sich der liberal gesinnte Volks­wirt Hogendorp. Er ist der Autor eines zehnbändigen Werkes mit dem Titel »Beiträge über die Haushalte des Staates und des Königreichs der Niederlande, im Auftrage der Generalstaaten zusammengestellt« und von J.R. Thorbecke herausgegeben.12

Bei Hogendorp (1762-1834) erkennt man recht schön, wie sich die partielle Re­zeption des Listschen Gedankenguts erklärt. Hogendorp ging davon aus, daß es sich bei den Niederlanden um einen relativ kleinen Staat handelt und schloß eine Zolluni­on mit dem deutschen Nachbarstaat (implizit) aus. Insofern war er gegen Ausfuhrzöl­le, da sie die Landwirtschaft benachteiligen würden. Importzölle schloß er aus, da sie die heimische Industrie langfristig schädigen würden. Insofern blieb als Resultante nur eine eindeutige Freihandelspolitik. Hogendorp unterschrieb aber Listsche Argu­mentationszusammenhänge, indem er die Bedeutung staatlicher Infrastrukturmaß-nahmen hervorhob. Übrigens setzte sich Hogendorp, worauf Zuidema hinweist (Zui­dema, 38) in einen intellektuellen Gegensatz zu Reformern wie van den Heuvel und Luzac, die wirtschaftliche Entwicklung durch die Förderung des Kapitalexports in die Kolonien unterstützen wollten. Stattdessen forderte Hogendorp durch Schaffung einer geeigneten Infrastruktur die Attraktivität des Standortes der Niederlande für Kapitalinvestitionen zu stärken. Er fürchtete, daß eine passive liberale Wirtschaftspo­litik zu einem Kapitalexport in das Ausland führen müsse.

Zuidema weist ausdrücklich darauf hin, daß man Hogendorp nicht vorschnell als kompromißlosen Freihändler einschätzen dürfe. Seine wirtschaftspolitischen Rat­schläge beruhten auf der Vorstellung von einem bestimmten Wirtschaftsstil der Nie­derlande. Der relative Handelsvorteil der Niederlande bestand seines Erachtens auf dem Gebiet des Verkehrswesens und des Handels, und er erwartete eine zunehmende Bedeutung der Exportindustrie. Im Hinblick auf die Zollfrage plädierte er vor allem für gegenseitige Handelsverträge mit dem Ziel der Abschaffung von Zollschranken, um so dem englischen Beispiel zu folgen.

12  Hogendorp, G.K. van: Bijdragen tot de Huishoudcn der Staat in het Koninkrijk der Nederlandcn, verzameld ten Dienste der Staten Generaal, J.H. Thorbecke (ed.), Zaltbommel, 1854-1859.


 

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Dagegen schreibt Hasenberg-Butter, Hogendorp habe die Bedeutung einer aktiven Wirtschaftspolitik nicht erfaßt, und hierin habe der Hauptkonflikt mit König Wil­helm I. (von Oranien) gelegen. Sie fügt hinzu, daß einige Volkswirte Hogendorps liberalistische Politik als verfrüht bezeichnet hätten. Seine Vorschläge wurden nach 1850 allmählich in die Praxis umgesetzt, aber 1815 hätten sie zu einer weiteren Ver­schlechterung der niederländischen Wirtschaftslage führen müssen.13 Man sieht an dieser Darstellung von Frau Hasenberg-Butter sehr deutlich, warum sie in ihrer In­terpretation notwendigerweise fehlgeht. Da sie das Konzept des Wirtschaftsstiles nicht verwendet (nich kennt?), das Hogendorp selbstverständlich geläufig war, sieht sie nicht den Zwischenschritt zwischen der Analyse der Wirtschaftswirklichkeit der Niederlan­de und den wirtschaftspolitischen Folgerungen, sondern argumentiert direkt von der Theorie her zu den wirtschaftspolitischen Vorschlägen. Für die Rezeption des Gedan­kengutes Friedrich Lists kommt es natürlich darauf an, daß man jeweils die präzise Situation darstellt, in der sich ein Land zu einem bestimmten Zeitpunkt befindet, denn nur so läßt sich das Listsche Gedankengut sinnvoll anwenden. List argumentiert ja immer von den Umständen (Restriktionen) her; er argumentiert aus der spezifi­schen wirtschaftsgeographischen Lage und dem Stand der wirtschaftlichen Entwick­lung. Insofern sieht man deutlich, daß - obwohl sein Name nicht fällt - Hogendorp Lists Gedankengut eindeutig mitschwingen läßt.

Wahrscheinlich war M.G. Pierson der bedeutendste niederländische Ökonom vor Jan Tinbergen. Pierson schuf ein encyclopadiscb.es und weitgehend eklektisches Lehr­buch in zwei Bänden, in dem List zweimal direkt genannt wird. Pierson war als aka­demischer Volkswirt, Bankier und Minister außerordentlich einflußreich; seine Bei­träge reichen von kenntnisreichen Kritiken der marxistischen Literatur bis hin zu Beiträgen im Stil der österreichischen Schule. Er unterhielt z.B. mit Eugen Böhm von Bawerk einen lebhaften Briefwechsel. Obwohl im Grundsatz Pierson sich an das klassische englische System von Smith und Ricardo anlehnt, ist es doch deutlich, daß er die Beiträge der historischen Schule der Nationalökonomie aus Deutschland, ins­besondere auch den Beitrag Lists systematisch rezipiert hat. Er warnte in diesem Zusammenhang vor Zollschranken, da der Protektionismus die unternehmerische Initiative zu untergraben drohe. Diese Einsicht hatte, wie wir oben erörtert haben, auch bereits Friedrich List, und sie findet sich ebenso bei allen einschlägigen Auto­ren, z.B. auch bei Schmoller.

Pierson vertraute aber nicht blindlings auf die Marktkräfte. Er erkannte das Pro­blem der Externalitäten, plädierte für ein Zentralbankmonopol und hatte im übrigen auch ein Auge für die Sozialpolitik, indem er immer wieder auf die besonderen Inter­essen der Arbeitnehmer hinwies und Gewerkschaften in ihrer Bildung positiv beur teilte. Wir sehen daraus, daß Pierson das sozialpolitische Programm so, wie es sich etwa in Schmollers »Grundriß der allgemeinen Volkswirtschaftslehre" (Band 2) fin-

13   Hasenberg-Butter, I: Acadmic Economies in Holland, 1800-1870, The Hague 1969, 30.


 

Friedrich Liste Einfluß in den Niederlanden                                      383

det, ebenfalls rezipiert hatte. Da das Listsche System einen Teil des Schmollerschen Grundrisses ausmacht, kommt List also wiederum durchaus vor, wird aber als allge­meines Gedankengut nicht mehr gesondert erwähnt.

Ein dritter Volkswirt, der hier noch erwähnt werden sollte, ist Beaujean (Beaujon). Über ihn schreibt B.D. Elzas im Hinblick auf List: »Beaujean zeigte die Kurzsichtig­keit, welche die Vorschläge einer Politik der Einfuhrzölle kennzeichnet, um dadurch heimische Beschäftigung zu schaffen. Selbst unter der Bedingung des Goldstandards würde der Einfuhrzoll zu einer Verteuerung der heimischen Währung führen und insofern die Beschäftigung in Exportindustrien schädigen. Darüberhinaus würde es zu einer Verteuerung der eingeführten Rohstoffe kommen, was wiederum die heimi­schen Konsumenten schädigen müsse. Insofern werde eine Schädigung der heimi­schen Beschäftigung die Folge einer Listschen Politik sein müssen.14

Es ist offensichtlich, daß diese Diskussion dem Anliegen Lists nicht gerecht wird, da sie ja die dynamische Komponente völlig außer Acht läßt. Es kann sich hierbei also auch nicht um eine kritische Auseinandersetzung mit dem Listschen Gedankengut handeln, sondern nur allgemein um eine Diskussion von Vorschlägen im Hinblick auf eine aktive Zollpolitik.

4 König Wilhelm I. (von Oranien) (1815-1840) und seine Wirtschaftspolitik

Die Niederlande, die als Ergebnis des dreißigjährigen Krieges, der für die Niederlan­de ein achtzigjähriger Unabhängigkeitskrieg war, 1648 aus dem heiligen römischen Reich deutscher Nation ausgeschieden waren, wurden als Folge des Wiener Kongres­ses 1815 ein unabhängiges Königsreich mit den Oraniern als Herrscherhaus, die im Tausch gegen ihre Nassauischen Erblande auch das Großherzogstum Luxemburg und das Herzogtum Limburg erhielten, so daß ein verhältnismäßig grofiräumiges Gebiet, die »großen« Niederlande entstand mit dem heutigen Belgien, Luxemburg und den Niederlanden als teilweise in Personalunion vereinigtem Königreich. Der neue König stand nun vor der Aufgabe, das mit den Mitteln der Diplomatie erworbene König­reich auch zu einem einheitlichen Herrschaftsgebiet auszubauen. Richtig erkannte er, daß ein politisches Gebilde seine Funktion nur beweisen kann, wenn es die nöti­gen Infrastrukturen für wirtschaftliche Aktivitäten bereitstellt. Er sah sich erschwe-

14  Elzas, B.D.: 1870-1950: Growing Away From Provincialism, in: Jan van Daal and Arnold Heertje 1992, 18, Economic thought in the Netherlands: 1650-1950, Aldershot


 

384                                         Jürgen Backhaus / Arno Mong Daastoel

rend mit einer sehr erheblichen Staatschuld konfrontiert und, da er in Preußen erzo­gen wurden war, schlug er einen Weg ein, der jenem der preußischen Politik ent­sprach. Durch eine Fülle von gesetzgeberischen Maßnahmen, die teilweise in auto­kratischer Weise umgesetzt wurden, suchte er den institutionellen Rahmen für ein einheitliches Wirtschaftsgebiet zu schaffen. Die Staatsschuld wurde systematisch ver­waltet und sogar erheblich vermehrt, allerdings durch geplante staatliche Investitio­nen, die die Fähigkeit des Gemeinwesens erhöhten, die Staatsschuld langfristig abzu­lösen, was auch Jahrzehnte später geschah.

Viele Autoren sehen im ökonomischen Verhalten Wilhelms I. eine Wiederspiege­lung der Gedanken Friedrich Lists, da er aktiv in die Wirtschaftspolitik eingriff und diese systematisch betrieb, Eisenbahnpolitik und Zollpolitik eingeschlossen, und der Zusammenhang zwischen Steuerpolitik, Eisenbahnpolitik und Zollpolitik eindeutig auf der Hand liegt.

5 Die Anwendung von Listschen Gedanken in Süd-Afrika

Eines der Länder, das in den letzten Jahrzehnten einen extensiven Protektionismus betrieben hat, ist die südafrikanische Republik. Es liegt deshalb auf der Hand, der Frage nachzugehen, ob ein nachhaltiger Einfluß der Ideen Friedrich Lists in der südafrikanischen Literatur nachzuweisen ist. Auch in diesem Falle haben wir eine extensive computerunterstützte Literatursuche unternommen,15 wiederum mit einem ganz ähnlichen Resultat. Friedrich List ist in der niederländischen (afrikaans) Litera­tur Süd-Afrikas praktisch nich präsent. Gleichwohl hatten seine Ideen einen wesentli­chen Einfluß. Dies hängt mit der wechselhaften Geschichte Süd-Afrikas zusammen. Als infolge der Napoleonischen Kriege Süd-Afrika an England fiel, wich ein Teil der niederländischen Bevölkerung (Buren) aus dem bislang von der niederländischen ost­indischen Compagnie verwalteten Kap-Provinz ins Innere des Landes aus, und es wurden die Freistaaten Oranien, Natal und Transvaal gegründet. Das Gebiet blieb aber wirtschaftlich vom Kapland abhängig, da sich dort die Ausfuhr- und Einfuhrhä­fen befanden. Eine entsprechende Zoll- und Eisenbahntarifpolitik benachteiligte das Hinterland schwer. Daraufhin begannen die Buren mit einer eigenständigen Eisen­bahn- und Zollpolitik. Es wurde ein Abkommen mit der portugiesischen Kolonialre­gierung geschlossen, wodurch der Hafen von Lorenzo Marquez zugänglich wurde. Eine Eisenbahnlinie nach Lorenzo Marquez wurde von niederländischen Unterneh­mern mit deutscher finanzieller Unterstützung errichtet.

15   Das Protokoll ist auf Anfrage von den Autoren erhältlich.


 

Friedrich Ijsts Einfluß in den Niederlanden                                        385

Es entstand so der folgende wirtschaftliche Konflikt: Die von England kontrollier­te Kap-Provinz suchte einerseits eine Politik des Freihandels zu betreiben, anderer­seits das Hinterland und die erhebliche und stets wachsende schwarze Bevölkerung im Wege der Erhebung von Einfuhrzöllen zu besteuern. Das Hinterland suchte dieser Besteuerung zu entgehen einerseits durch alternative Ausfuhr- und Einfuhrwege, an­dererseits durch die Stimulierung einer einheimischen Industrie. Dieses Program war durchaus im Listschen Sinne. Es fehlte ihm aber der Versuch einer wirtschaftli­chen Integration mit den anderen südafrikanischen Ländern, der politisch versperrt war. Als Folge des Burenkrieges, durch den die Burenrepubliken militärisch unter­worfen wurden, suchte der Kolonialminister Chamberlain einen Kompromiß, der in den sogenannten Konferenz von Bloemfontain (1903) auch gefunden werden konnte. Der befürchtete Anschluß des Hinterlandes an den internationalen Markt wurde un­terbunden. Süd-Afrika ging einen Zollverbund mit dem englischen Königreich ein, der ihm eine Meistbegünstigungsklausel einräumte. Tatsächlich wurde so durch akti­ve britische Wirtschaftspolitik ein einheitliches Wirtschaftsgebiet in Süd-Afrika ge­schaffen, das auch Rhodesien einschloß. Gleichzeitig wurde aber das gesamte südafri­kanische Land durch den Zollverbund mit England vom Welthandel protektionistisch abgeschottet. Diese Politik stand im direkten Gegensatz zu der ursprünglich in den Burenrepubliken Natal, Oranje und Transvaal betriebenen, den Vorstellungen Lists ähnlichen Industrie- und Handelspolitik.

6 Schlußbemerkung

Dieser Aufsatz zeichnet die Hauptlinien der Rezeption Friedrich Lists in der nieder­ländischen Literatur nach. Wir können festhalten, daß einerseits das Listsche Gedan­kengut in der Wirtschaftspolitik präsent ist, aber nicht immer zur Umsetzung gelan­gen konnte. Dies gilt sowohl für die niederländische Wirtschaftspolitik im engeren Sinne als auch für die belgische Wirtschaftspolitik sowie für die Politik der niederlän­dischen Republiken in Süd-Afrika. Im einzelnen ist die Lage sehr unterschiedlich. Generell kann man feststellen, daß die politische Großwetterlage eine Umsetzung der Listschen Gedanken weitgehend verhinderte. Es hätte auf der Hand gelegen, zu ei­nem Zollverbund mit dem Nachbarland zu gelangen, aber dies gelang weder für die Niederlande noch für Belgien und auch nicht für Luxemburg. Die englische Wirt­schaftspolitik verhinderte einen Anschluß der südafrikanischen Burenrepubliken an den Welthandel und damit gegebenenfalls auch an das Deutsche Reich. Dies wäre über einen Zollverbund mit den deutschen Kolonien und die Häfen von Windhoek und Dar-es-Salaam ohne weiteres möglich gewesen. Ein derartiger Zollverbund lag •aber nicht im Interesse des Vereinigten Königreiches, so wie dieses von Rhodes, Cham­berlain und anderen interpretiert wurde.


 

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Was die akademische Literatur betrifft, so fällt das Ergebnis erstaunlich mager aus. Vor der kompetenten Darstellung bei Pierson abgesehen, finden wir in den nie­derländischen Literatur praktisch keinerlei sinnvolle Auseinandersetzung mit dem Listschen Gedankengut. Dies ist umso erstaunlicher, als wie gesagt das Listsche Ge­dankengut in der aktiven Wirtschaftspolitik durchaus präsent war.

Literaturverzeichnis

Backhaus, J.G., Die politische Ökonomie der Schutzzolltheorie, in: Schriften des Vereins für

Socialpolitik, Bd. 115/X, Berlin 1990, 103-113. Beajean (Beaujon), A., Eene bladzijde de geschiedenis van Het protectio-nisme in Nederland,

Dec Gids, 1882, 2, pp. 385-429. dergl., Handel en Handelspolitik, Haarlem 1888. dergl., Een leerboek van protectionisme (A.Diepen: De jongste uitingen), De Economist, 1889,

vol.,38, pp. 708-720.

Daal, J.v. und Heertje, A., Economic thought in the Netherlands: 1650-1950, Aldershot 1992. Dullart, M.HJ., The Embarrassment of Freedom, in Jan van Daal and Arnold Heertje, 1992,

pp. 183-206. Elzas, B.D., 1870-1950: Growing Away From Provincialism, in: Jan van Daal and Arnold

Heertje, 1992, pp. 75-98.

Hasenberg Butter, L, Academic Economics in Holland, 1800-1870, The Hague 1969. Hogendorp, G.K.v., Bijdragen tot de Huishouden der Staat in het Koninkrijk der Nederlanden,

verzameld ten Dienste der Staten General, J.H.Thorbecke (ed.), Zaltbommel, 1854-1859. E.H. Kossmann, The Low Countries 1780 -1940, Oxford 1978. List, F., Schreiben an A.R. Falck vom 11.5.1820, W. VI 183, 880. dergl., Unsere Fortschritte, W VII, 96.

dergl., Entwurf eines Planes zur Errichtung einer Handelskompanie für Exportation deut­scher Fabrikate, W. I/l, 657-661. Pierson, N.G., Friedrich List en Zijn Tijd (Friedrich List and bis time), de Gids, 1866, 3, pp.

253-288. See also Economic Papers, volume II, pp. 257-88. dergl., Het katheder-socialisme' (Katheder socialism), de Gids, 1878, 3, pp.250-280. See also

Economic Papers, volume I, pp. 211-47.

Velde, A.D.C.v.d., Friedrich List en zijn Strijd vor het Nationale, Rotterdam 1918. Wright, H.C.R, Free Trade and Protectionism in the Netherlands 1816-1830, A study of the

first Benelux, Cambridge, Cambridge University Press 1955.

Suchprotokoll:

Die computerunterstützte Suche bezog sich auf den gesamten niederländischen Bi­bliotheksbestand, der computermäßig erfaßt ist und die Periode von 1550 bis heute umfaßt.

Die Suche unter dem Stichwort »List« generiert immerhin 57 Treffer, verglichen mit: Sombart, 121; Röscher, 46; Schmoller, 50; Kniess, 10; Hildebrand, 3; Adolf Wag­ner, 43; Johann Heinrich Gottlob Justi, 20; Justus Möser, 1; Christian Freiherr von Wolff, 184; Leibniz, 410; Cusa und Kues, 160 und 198.


 

Friedrich Lists Einfluß in den Niederlanden                                       387

Die modernste Darstellung der Geschichte der wirtschaftlichen Lehrmeinungen in den Niederlanden spricht dagegen zweimal davon, das Listsche Gedankengut habe keinen Wiederhall in der niederländische Literatur gefunden, die ausschließlich dem liberalen Gedankengut verbunden gewesen sei.

Tatsächlich haben wir die Literatursuche nicht auf die Namen beschränkt, son­dern auch die Fachtermini verwendet. Das Ergebnis stellt sich wie folgt dar: Vrijhan-del, 61; Vrije ruilverkeer, 7; Protectie, 54; Protectionisme, 34; Bescherming, 7; Han-delspolitiek, 108; Tarievenpolitik, 3; Kathedersocialist, 3; Historische school, 1.


 

 

 

Eugen Wendler (Hrsg.)

»Die Vereinigung des europäischen Kontinents«

Friedrich List - Gesamteuropäische Wirkungsgeschichte seines ökonomischen Denkens

1996 Schäffer-Poeschel Verlag Stuttgart

 

Die Stadt Reutlingen hat durch einen Druckkostenzuschuß
zur Veröffentlichung des Buches heigetragen.

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

»Die Vereinigung fies europäischen Kontinents" : Friedrich List

- gesamteuropäische Wirkungsgeschichte seines ökonomischen Denkens /

Eugen Wendler (Hrsg.). - Stuttgart: Schäffer-Poeschel, 1996

ISBN 3-7910-1094-8 NE: Wcndler, Eugen [Hrsg.]

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem, säurefreiem und alterungsbeständigem Papier.

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne

Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,

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Einbandgestaltung: Willy Löffelhardt

Satz: Cornelius Wittke, Kusterdingen

Druck und Bindung: Eranz Spiegel Buch GmbH, L Im

Printed in Gcrmany

Schäffer-Poeschel Verlag Stuttgart Ein Tochterunternehmen der Verlagsgruppe Handelsblatt


 

Inhaltsverzeichnis

Envin Teufel

Geleitwort.............................................................................................       IX

Eugen Wendler

Vorwort................................................................................................       XI

Biographischer Abriß von Lists Leben und Wirken.....................................     XIII

Eugen Wendler

»Das nationale System der politischen Ökonomie« von Friedrich List

- Ein Klassiker der Nationalökonomie -......................................................        l

Sabah Hilmia

Berührungspunkte von Lists Ideen in Albanien...........................................      39

Eugen Wendler

List und Belgien.....................................................................................      55

Mariana Mihailova

Die ökonomisch-politischen Ideen von Friedrich List

im Kontext zu den bulgarischen Reformen.................................................      67

Lars Matthiessen

Die Resonanz von Lists Ideen in Dänemark und Schweden.........................      77

Barbara Schwarz

Die List-Rezeption in England...................................................................    105

Valner Krinal / Juri Sepp

Die List-Rezeption in Estland ...................................................................    129

Visa Heinonen

Zwischen Nationalismus und Liberalismus: J.V. Snellman -

ein finnischer Anhänger der nationalökonomischen

Ideen von Friedrich List...........................................................................    143

Eugen Wendler

Lists Denkschriften an den französischen König Louis Philippe.....................    167


 

VI

Mechthild Coustillac

Die List-Rezeption in Frankreich........................................................................................   203

Lazaros Houmanidis

Die List-Rezeption in Griechenland...................................................................................    291

Eugen Wendler

Arthur Griffith - der erste irische Ministerpräsident -

ein begeisterter Anhänger von Friedrich List..................................................................  303

Eugen Wendler

Die List-Rezeption in Italien................................................................................................ 323

Alexander Fedotov

Die List-Rezeption in Lettland.............................................................................................   337

Regina Paliulyte

Die List-Rezeption in Litauen..............................................................................................    351

Jürgen Backhaus / Arno Mong Daastoel

Friedrich Lists Einfluß in den Niederlanden.......................................................   369

Fritz Hodne

Norwegen und Friedrich List - eine Spurensuche...........................................................   389

Eugen Wendler

List und Österreich............................................................................................................... 407

Eugen Wendler

Die List-Rezeption in Polen................................................................................................. 427

Carlos Bastien und Eduardo de Sousa Ferreira

Die List-Rezeption in Portugal............................................................................................ 437

Eugen Wendler

Die List-Rezeption in Rumänien.........................................................................................    451

Eugen Wendler

Die List-Rezeption in Rußland............................................................................................   473

Eugen Wendler

Die List-Rezeption in der Schweiz......................................................................................   491

 

VII

Roman Holec

Friedrich List und die slowakische Nationalbewegung.................................    519

Zarko Lazarevic

Friedrich List: Spurensuche in Slowenien...................................................  529

Eugen Wendler

Die List-Rezeption im spanischen Sprachraum...........................................    539

Eugen Wendler

Lists Anerkennung aus dem Gebiet der Tschechischen Republik................... 551

Leonhard von Dobschütz / Eugen Wendler

Friedrich List und die Türkei....................................................................   563

Eugen Wendler

Die List-Rezeption in Ungarn....................................................................    577

Personenregister.....................................................................................    615

Autorenverzeichnis..................................................................................   623